Ein Bädchen hier, ein Bädchen da

PSX_20151109_115222Wie schon angekündigt sind wir morgens im Sinkhole schwimmen gegangen und konnten sogar ein paar Locals dabei zusehen, wie sie vom Rand (ca. 15-20m) in das Becken gesprungen sind. Anschließend sind wir weiter Richtung Wadi Shab gefahren, unser erster richtiger Wadi. Zur Erklärung: Wadis sind tiefe Schluchten, die Flüsse in die kahle Bergwelt gefressen haben. Da es viele Wadis gibt, in denen ständig Wasser fließt, sind sie für das Leben in einem so heißen und sonst unwirtlichen Land wie dem Oman sehr wichtig. Unter eine Autobahnbrücke direkt am Meer kann man sich für einen Euro pro Person und Fahrt auf die andere Seite der Flussmündung bringen lassen, wo ein Wanderweg durch das Flussbett beginnt. Leider wurde der untere Teil der Schlucht bei einem Zyklon 2007 stark beschädigt, d.h. M an läuft zunächst durch ein steinig schlammiges Tal, das im weiteren Verlauf allerdings immer grüner wird. Nach ca. 40 Minuten erreicht man ein paar Wasserbecken und ab hier geht der Weg steil am Hang bergauf. Auf Rat des Reiseführers verzichten wir auf diesen Teil und stürzen uns mit Klamotten (schon ein Mal waschen gespart) und Flip-Flops bewaffnet ins angenehm warme Wasser. Mal gehend mal schwimmend durchqueren wir mehrere Becken, bis wir durch einen engen Spalt im Fels in eine Art Grotte gelangen. Hier plätschert ein Wasserfall und an einem Seil kann man zu dem Quellbecken des Wasserfalls aufsteigen. Nach einer Querung entlang eines Felsbandes steht man ca. 3 Meter oberhalb des Höhlenbeckens und kann wieder in das kühle Nass hinabspringen. Die Gegend ist hier wirklich malerisch und ich bereue etwas, dass ich keine Kamera mitgebracht habe (eine Kamera ist wasserdicht und die Spiegelreflex hätte man in einen wasserdichten Sack packen können.
Wir schwimmen wieder zurück und lassen, die Atmosphäre der Schlucht genießend, unsere Sachen noch eine Weile in der Sonne trocknen. Nach dem Wadi ist die nächste Station Sur, eine etwa Konstanz/Marburg-große Stadt an der Nordostküste. Bevor wir in die Stadt hineinfahren machen wir ein kleines Mittagspicknick an einem sehr vermüllten Strand. Schade, dass die Müllentsorgung im Umweltbewusstsein der Omanis noch keine sehr große Rolle spielt.
Die Städte hier im Oman können mich bisher noch nicht begeistern. Auch Sur ist wieder eine recht hässliche und weit verstreute Ansammlung von kleinen unattraktiven Häuschen. Wenigstens sind im Schifferhafen viele Dhaus zu sehen (traditionelle Boote), für deren Bau Sur berühmt war. Auch die Werften lassen sich „besichtigen“, aber hier ist heutzutage nicht mehr viel los. Wir fahren weiter nach Ras-al-jinz, hier wurde ein Schildkrötenschutzreservat angelegt, da an den Stränden in dieser Region ganzjährig Suppenschildkröten nisten. Wir können in der Nähe des Hotels/Museums übernachten und auch die Toiletten benutzen, großer Luxus.
Abends nehmen wir an einer Führung zum Strand teil, zusammen mit ca. 100 anderen Leuten, sehr touristisch also. Die Menschenmassen werden in kleinere Gruppen aufgeteilt, die dann für ca. eine Stunde am Strand die Schildkröten betrachten können, die mit der Eiablage fertig sind und sich wieder ins Meer zurückziehen.

Am nächsten Morgen haben wir kurz Probleme mit dem Auto: Der Weg zu unserem Zeltplatz war ziemlich rumpelig, weswegen wir das Differential zwischen Vorder- und Hinterachse gesperrt haben. Leider leuchtet auch nachdem wir es wieder entsperrt haben das Lämpchen für das gesperrte Differential am Armaturenbrett auf. Nach einigem herumprobieren, wenden, rückwerts fahren etc. geht das Lämpchen plötzlich aus. Es ist uns ein Rätsel, warum, aber wenigstens können wir unbesorgt weiterfahren. Nach einigen Kilometern führt die Straße an der Steilküste entlang und bevor dieser Abschnitt endet halten wir an um ein paar Fotos zu machen und zu einem Strand abzusteigen und ein morgendliches Bad im Meer zu nehmen. Später führt die Straße durch eine Ebene, aus der immer wieder schwarze und rote Hügel herausgucken. Ich erspähe aus dem Fenster eine Salzebene und wir biegen ab, um sie uns näher anzusehen. Die Straße führt direkt auf einer Düne zu und scheinbar hat das Entstehen der Düne den Bau einer neuen Straße notwendig gemacht. Wir steigen aus und laufen zunächst auf die Düne und dann zur Salzebene. Eine dünne Kruste aus Salzkristallen bedeckt den Boden und wir rätseln über den Ursprung der weissen Landschaft. Auf der Weiterfahrt sehen wir zum ersten Mal Kamele am Straßenrand. An einem der besagten Hügel halten wir an und klettern auf den Gipfel, um diese Gegend auch noch fotografisch festzuhalten. Während wir auf dem Gipfel stehen hupt jedes Auto, das auf der Straße an uns vorbeifährt und einige Leute winken uns im Vorbeifahren durchs Fenster zu. Sehr sympathisch. In Bani bu Ali, einer Stadt, die an dem Wadi liegt, das die östliche Grenze der Sandwüste Ramlat al Wahiba bildet, besichtigen wir ein altes Fort, das sich in Privatbesitz befindet und leider verfällt. Es ist bereits in so schlechtem Zustand, dass Teile der Mauern eingestürzt sind und man sich daher auch das Innere angucken kann. Anschließend fahren wir zur nächsten Oase entlang des Wadis, Bani bu Hassan. Das hiesige Fort wurde restauriert und obwohl es leider keine Inneneinrichtung gibt, kann man sich ganz gut vorstellen, wie das Leben früher in solchen Forts gewesen sein muss. Auf dem Parkplatz haben wir ein schattiges Plätzchen gefunden und nutzen die Gelegenheit für unser Mittagessen: die Reste des Chili sin carne von gestern. Auf der Weiterfahrt Richtung Wadi Bani Khalid machen wir noch einen Stop beim Old Castle Museum in Al Khamil. Dieses Wohnfort wurde im 17. Jahrhundert gebaut, ging dann später in den Besitz der „Regierung“ über. Sultan Qaboos hat es restaurieren lassen und dann an die Familie zurückgegeben, die es gebaut hat. Der heutige Besitzer hat eine ausgeprägte Sammelleidenschaft und so kann man in den Räumen nicht nur viel über ihn und seine Familie lernen, sondern auch viele Gegendstände des traditionellen Lebens im Oman (Wassersäcke aus Tiergarten, Mörser und vieles mehr) und ein Sammelsurium von Dingen aus der ganzen Welt (Porzellan aus China, Deutschland, Japan. Spielsachen aus Italien..) betrachten. Das ganze erinnert ein bisschen an einen Messi, aber alles hier hat seine Ordnung und ist katalogisiert. Schließlich fahren wir weiter ins Wadi Bani Khalid, wo man am Ende der Straße ein paar Hundert Meter laufen muss, um zu sehr schönen Pools zu gelangen. Hier schlagen wir das Zelt auf und sitzen später am Lagerfeuer mit einem österreichischen Pärchen und zwei deutschen Mädels zusammen, die auch alle schon gut rumgekommen sind auf der Welt. Leider haben wir im Oman bisher alle die gleiche Route gewählt, weswegen wir uns gegenseitig keine Tipps geben können.

Heute legen wir einen Ruhetag ein und bleiben hier im Wadi. Schwimmen gehen, Wäsche waschen und vielleicht eine kleine Wanderung stehen auf dem Progamm und heute morgen waren wir schon in einer kleinen Höhle, die allerdings recht eng ist und nach wenigen Metern zusätzlich noch sehr heiß wird. Irgendwo im Fels hört man das Wasser plätschern, aber man kann es nicht sehen…

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