Der Dhofar

Ok, es ist schon wieder eine Weile her, dass ich den letzten Artikel geschrieben habe. Wir sind seit dem auch schon wieder ein ganzes Stück unterwegs gewesen und in weniger als einer Woche müssen wir unser Auto auch schon wieder zurückgeben. Die Unterkünfte in Buraimi und Abu Dhabi auf dem Weg zu unserem Anschlussflug nach Kathmandu sind gebucht, beste Vorbereitung also.

Ich habe das Gefühl, dass ich mich gelegentlich in Details verliere, eigentlich ist es unnötig meinen gesamten Tagesablauf festzuhalten. Mal sehen, ob ich das vielleicht noch besser hinbekomme in Zukunft.

Ein Nachtrag zum letzten Artikel muss trotzdem noch sein:

Auf dem Weg entlang der Küstenstraße besuchen wir noch einen kleinen Ort namens Sadh, der in einem Wadi liegt. Die Hauptstraße des Ortes führt entlang des Wadis und hört am Ortsende auf. Ich fahre und Matthias ist davon überzeugt, dass wir trotzdem ohne zurück zu fahren über einige Pisten wieder zur Küstenstraße zurückfahren können. Diese Aktion endet in der, abgesehen von der Fahrt durch die Wüste, spannendsten Offroadfahrt des Urlaubs. Unfassbar, dass solche Wege überhaupt auf meiner Karte eingezeichnet sind!

Aber weiter im Text:

Wir sind im Dhofar, der südlichen Provinz angekommen und werden die nächsten 2,5 Tage hier verbringen. Das Besondere an dieser Gegend ist, dass es hier im Sommer verhältnismäßig stark und häufig regnet, weswegen hier recht viel Landwirtschaft betrieben wird und es sogar Kühe gibt. Außerdem finden sich anscheinend Großteile der arabischen Gesellschaft hier zum Sommerurlaub ein, wenn es im Rest der Halbinsel zu heiß wird um tagsüber vor die Türe zu gehen.

Im Moment ist es leider auch hier recht trocken, weswegen die Hänge, die die Ebene von Salalah   einrahmen, leider nicht so grün sind, wie ich es mir erhofft habe. Trotzdem wächst hier deutlich mehr, als im Rest des Landes, den wir bisher gesehen haben. Unter anderem gibt es hier auch ein Wadi, in dem man Baobab-Bäume finden kann, die es sonst nur in Ostafrika gibt. Es ist nicht klar, ob die Bäume einst von Seefahrern eingeführt wurden, ihre Samen mit den Monsunwinden hierhergetragen wurden, oder dies die Reste eines urzeitlichen Baobab-Waldes sind. Die Bestände sind auf jeden Fall so gering und die Beschreibung im Reiseführer so ungenau, dass wir das Wadi erst im zweiten Anlauf finden und uns zwischendurch das Tawi Attair Sinkhole angucken. Ich hatte ja schon vom Bimmah Sinkhole berichtet und auch hier handelt es sich um eine ehemalige Höhle, deren Decke irgendwann eingestürzt ist. Nur die Ausmaße sind bedeutend größer. Das Loch hat (laut Reiseführer) einen Durchmesser von ca. 100m und ist etwa 200m tief. Wenn man oben am Rand steht, kann man den Boden nicht sehen. Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, weswegen ich in das Loch hinabsteige. Bis etwa zur Hälfte führt ein steiler steiniger Weg hinab und dort unten finden sich die Überreste eines alten Aufzugs, um Wasser vom Grund zu holen. Über mir drehen Vögel ihre Kreise, die Hänge des Sinkholes sind mit Pflanzen überwuchert. Eine ziemlich geniale Atmosphäre.

Wir besuchen außerdem noch die Ausgrabungsstätte eines alten Weihrauchhafens, die leider ohne Infotafeln und Guide nicht sonderlich interessant ist, und ein-zwei Quellen, die allerdings aufgrund des gestiegenen Wasserverbrauchs der letzten Jahrzehnte auch eher kläglich daherkommen.

Abends gehen wir im Oasis Club am Hafen in Salalah essen. Das ist eine eher gehobene Adresse, an der Tür steht „Members only“, aber als Tourist kommt man natürlich trotzdem rein. Ich esse den „Catch of the day“ und Matthias ein halbes Hähnchen und anschließend spielen wir noch eine Runde Snooker, ein Tisch sowie eine Bowlingbahn gehören zur Einrichtung des Clubs und stehen kostenlos zur Verfügung.

Am nächste Morgen steht die Besichtigung des Stadtzentrums auf dem Programm und … naja, was soll ich sagen … die Städte hier sind einfach nicht besonders spektakulär. Die Zeiten, in denen man sich durch enge Gässchen zwischen Lehmhäusern und voller Marktstände einen Weg bahnen musste, sind schon eine Weile vorbei und uninspirierte Betonbauten dominieren das Stadtbild. Die Freitagsmoschee ist recht hübsch, kann allerdings nicht mit der Grand Mosque in Maskat mithalten. Im Büro der Oman National Transport Company informieren wir uns über den Busfahrplan von Maskat nach Buraimi und dann fahren wir auch schon wieder westwärts aus der Stadt in Richtung Maghsail. Hier finden wir einen sehr schönen weißen Sandstrand an dessen Ende sich eine Steilküste und Berge anschließen, die sich bis in den Jemen ausdehnen. Am Fuße der Küste gibt es sogenannte „Blowholes“ zu sehen, Löcher im Fels, die mit dem Meer verbunden sind. Bei starkem Wellengang wird das Wasser durch diese Schlote nach oben gepresst und es entstehen bis zu 15m hohe Fontänen. Leider ist heute nicht so ein Tag, aber immerhin hört man ein bedrohliches Zischen aus der Tiefe und gelegentlich bekommt man ein bisschen Meerwasserdampf ins Gesicht gepustet. Wir fahren weiter in die Berge und erreichen noch ein kleines Dorf, von dem eine Straße zum Rand der Klippen führt. Hier befindet sich ein verlassener Aussichtspunkt und aus einer Höhe von ca. 700m fallen die Klippen steil ins Meer ab. Aus einer so erhabenen Position habe ich noch nie aufs Meer geblickt. Auf dem Rückweg halten wir in der Nähe der tropischen Gärten (Plantagen) in Salalah und während Matthias sich eine Trinkkokosnuss gönnt, hole ich mir ein paar frische Bananen von den Plantagen. Ausgerüstet mit diesen Leckereien unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch die Kokos- und Bananenplantagen, auch Papaya-Palmen sieht man immer wieder.

Anschließend fahren wir noch nach Al-Baleed, dem ehemaligen Weihrauchhafen von Salalah, einer weiteren Ausgrabungsstätte. Die Ruinen selber sind nicht sonderlich gut erhalten und da es auch hier keine weiterführenden Informationen gibt und wir keinen Guide haben, spazieren wir nur ein mal über das Gelände, nachdem wir uns das dafür sehr sehenswerte Weihrauchmuseum angesehen haben. Hier gibt es einen Saal über die Schifffahrtstradition im Oman, über die Geschichte des Weihrauchs und verschiedene Ausgrabungsstätten und Funde aus diesen Orten und einen Multimediaraum, der leider geschlossen war. Am Beeindruckendsten für mich waren die sehr detaillierten Modelle der verschiedenen Schiffstypen, die hier im Oman traditionell für die Fischerei und den Handel verwendet wurden.

Zum Abendessen kehren wir bei einer Filiale der omanischen Kette „Bin Ateeq“ ein, wo man omanisches Essen bekommt. Hier gibt es keinen klassischen Restaurantraum mit Tischen und Stühlen, sondern jede Gruppe/Familie bekommt einen eigenen kleinen Raum mit Teppichen, auf denen man es sich für das Mahl gemütlich machen kann. Leider ist das Essen eine etwas undefinierbare Matschepampe mit einem Hähnchenschenkel. Vielleicht bekomme ich noch mal die Gelegenheit dazu, dem omanischen Essen eine zweite Chance zu geben. Wir ernähren uns ja im Wesentlichen vom Campingkocher und greifen dabei auf ausgefeilte Rezepte wie „Nudeln mit Pesto“ oder „Reis mit roten Linsen“ zu.

Nun ist auch schon wieder Zeit für den Aufbruch aus Salalah und eine lange Etappe Richtung Norden steht bevor. Wir füllen unsere Vorräte im Carrefour wieder auf und starten zunächst Richtung Berge. Auf der von uns gewählten Route aus der Stadt hinaus befiindet sich „Job`s Tomb“, hier soll der Prophet Hiob begraben liegen, der sowohl im alten Testament, als auch im Koran erwähnt wird. Es gibt auch noch einige andere Gräber im Nahen Osten, die von sich behaupten, Grab des Hiob zu sein und insofern ist dieses Grab wohl nur wirklich spektakulär, wenn man auch dran glaubt. Zu sehen gibt es dort jedenfalls nichts. Bevor wir wieder in die endlose Weite der Wüste eintauchen, kommen wir noch am Wadi Dawqah (Dauka) vorbei, das von der UNESCO aufgrund seiner Weihrauchbestände unter Schutz gestellt wurde. Das Harz, das von diesen Bäumen geerntet wird, hat die höchste Qualität. Ein kleines Gebiet neu angesiedelter Weihrauchbäume kann man hier durchstreifen und wir lernen von einem Pakistaner, dass sich 8 Gastarbeiter um die Pflege der Bäume hier kümmern. Er drückt uns einen Beutel mit kleinen Weihrauchklumpen in die Hand, die er wohl selber gesammelt hat und will im Nachhinein natürlich 2 Rial (5 Euro) dafür, die wir ihm aber gerne geben, da er erstens sehr freundlich und zweitens eine arme Sau, da ausgebeuteter Gastarbeiter, ist. Ja, ab hier ist dann auch erstmal Schluss mit .. Landschaft. Vor uns liegen 800 km Sand- und Kieswüste und den Rest des Tages verbringen wir mit Auto fahren, die Nacht irgendwo im nirgendwo neben der Straße hinter einem der wenigen kleinen Hügel, die man hier finden kann.

 

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