Der Berg ruft!

Aber noch sind die Rufe nur leise hörbar. Wir sind immer noch in der Wüste, aber es liegen nur noch ca. 200 km vor uns bis zur Oase Adam und dann sind wir 130 km später in Nizwa und somit am Fuße der Berge. In Adam besuchen wir das alte Zentrum der Oase, eine verlassene Lehmstadt, die lange dem Verfall preisgegeben war und jetzt gerade anscheinend zu touristischen Zwecken wieder aufgebaut wird. Das Tor ist offen und so streunen wir durch Enge Gässchen zwischen Gastarbeitern durch die Ruinen und restaurierten Lehmbauten. So hatte ich mir eine arabische Stadt vorgestellt, aber leider hat sich hier in den letzten 45 Jahren schon zu viel getan, sodass die meisten Leute in modernen kleinen Betonhäuschen wohnen. Umso schöner allerdings, dass so ein Schmuckstück wie die alte Stadt von Adam wieder aufgebaut wird!

Enge Gässchen der alten Lehmstadt.

Enge Gässchen der alten Lehmstadt.

Für uns geht es dann nach kurzer Zeit – wir wollen die Bauarbeiten auch nicht zu sehr stören – weiter nach Nizwa, einer Stadt, die vermutlich auf jeder Touristentour durch das Land besucht wird. Das Zentrum dieser Oase wird von einem riesigen Fort und angeschlossenem, schön restauriertem Souq gebildet. Allerdings sind wir vermutlich schon wieder zu spät dran, um das Haupttreiben auf dem Souq zu erleben, nur vereinzelt schieben sich Touristen durch die Hallen und selbst im noch touristischeren Teil mit allerlei Souvenirs ist nicht besonders viel los.

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Wir besichtigen das Fort, das immerhin einen kleinen Museumsteil in den Kellergeschossen hat und somit nicht ganz so uninformativ daherkommt wie die meisten anderen Forts. Anschließend lassen wir uns gemütlich in einem Café nieder und schreiben ein paar Postkärtchen. Es steht nicht mehr viel für heute auf dem Programm und so lassen wir uns ausreichend Zeit für unsere kreativen Kurznachrichten.

Am Nachmittag brechen wir wieder auf und fahren auf das Saiq-Plateau. Auf dem Weg kommen wir noch in Birkat al Mauz vorbei, hier kommt beim Fort einer der bedeutendsten Falaj (Wasserkanäle) aus dem Berg. Es ist wirklich beeindruckend, wie diese Schächte in den Berg gegraben wurden, um Trinkwasserreservoirs anzuzapfen und dann aus einem völlig kargen Berg bei sengender Hitze fröhlich das Wasser durch den Kanal sprudelt. Von Birkat al Mauz führ eine steile, kurvige Straße (Ein Militärposten überwacht, dass nur Allradautos hinauffahren) áuf knapp 2000m hinauf, wo es eine „Ebene“ mit einigen hübschen Dörfern, die wir uns gerne ansehen würden, gibt. Das ist allerdings für den nächsten Tag geplant, da wir durch die der Strecke entsprechend langsame Fahrt auf das Plateau erst kurz vor Sonnenuntergang einen geeigneten Zeltplatz finden. Es wird wieder kalt diese Nacht!

Verfroren wachen wir am nächsten Morgen wie immer zwischen 6 und 7 Uhr auf, als die Sonne aufgeht. „Heute“ ist Mittwoch, der 18. November (so weit hänge ich in meiner Berichterstattung hinterher). Wir fahren nach Bani Habib, auch hier gibt es zwei alte verlassene Lehmdörfer (die Bewohner wurden in moderne Häuser auf dem Plateau umgesiedelt), die wie an die Wände des Wadis geklebt wirken. Einiger der Häuser scheinen sogar noch halbwegs bewohnt.

Bani Habib

Bani Habib

Durch das Wadi kann man in wenigen Minuten vom Parkplatz zu den Dörfern laufen, ein bisschen Kletterei ist allerdings nötig, wenn man den richtigen Weg nicht auf Anhieb findet.

Anschließend fahren wir nach Saiq, das ist das Dorf, das dem Plateau seinen Namen gegeben hat. Von hier aus gibt es die Möglichkeit auf einem markierten Wanderweg durch 2-3 Dörfer zu wandern, die auch sehr schön am Hang liegen und in denen immer noch Landwirtschaft auf Terrassen unterhalb der Dörfer betrieben wird. Leider lassen die Markierungen auf unserer Seite des Weges (wir starten am eigentlichen Ende) etwas zu wünschen übrig, weswegen wir auf dem Hinweg einen recht großen Umweg laufen, der allerdings auch recht schön ist. Nachdem wir das erste Dorf erreicht haben, finden wir auch die Markierungen und wandern durch enge Gässchen, Steinterrassen und entlang der Wasserkanäle zwischen den Dörfern hin und her. Durch unsere alternative Routenwahl müssen wir letztendlich auch nur einen kleinen Teil des Weges zwei Mal laufen.

Aussicht vom Endpunkt der Wanderung auf die Terrassedörfer

Aussicht vom Endpunkt der Wanderung auf die Terrassendörfer

Nach dieser ersten etwas längeren Wanderung bleibt uns noch Zeit wieder vom Plateau ins Tal hinabzufahren und uns Tanuf anzugucken. Bei einem Luftangriff der Briten während des Jebel Akhdar Kriegs (dazu vielleicht später mehr) wurde dieses ursprüngliche Lehmdorf 1959 so stark beschädigt, dass es sich für die Bewohner nicht lohnte, es wieder aufzubauen. Auch hier läuft wieder ein Falaj unter der Hauptstraße des Dorfes entlang, der eine durchgehende Wasserversorgung der Bewohner gewährleistete.

Die Ruinen von Tanuf

Die Ruinen von Tanuf

Der letzte Punkt für den heutigen Tag ist die Al-Hoota Cave, die einzige (eigentlich) für allgemeines Publikum geöffnete Höhle der arabischen Staaten. Leider ist sie teil eines großen touristischen Entwicklungsprojekts und deshalb zurzeit geschlossen, weswegen wir uns nur noch in der Nähe der Höhle einen Zeltplatz suchen und den Abend ruhig ausklingen lassen…

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