Was ist jetzt mit diesen Bergen…

… von denen ich ständig rede??? Im Nachhinein fällt mir auf, dass der Titel des letzten Beitrags eigentlich nur „Tiefe Schluchten“ und jetzt dieser Artikel „Hohe Berge“ hätte heißen müssen, aber gut… hinterher ist man immer schlauer.

Heute (in der Erzählung) ist Samstag und nachdem wir uns gestern schon gut eingelaufen haben geht es jetzt zum ersten Mal richtig los. Unser Ziel ist der Südgipfel des Jebel Shams (2997m), da der Nordgipfel leider Heimat einer militärischen Radarstation ist und somit für das Fußvolk unerreichbar bleibt. Laut Beschreibung der Tour sollte man für den Hinweg zwischen 5 – 6 Stunden (bei ca. 1000 Höhenmetern) und den Rückweg etwa 4,5 bis 5,5 Stunden einplanen, was schon eine ordentliche Tageswanderung wäre.

Da wir wie immer recht früh, also etwa zum Sonnenaufgang, aufstehen, sind wir um 8 Uhr am Startpunkt der Wanderung, der nur wenige Autominuten von unserem Zeltplatz entfernt liegt. Schon innerhalb der ersten halben Stunde kommt uns eine größere Wandergruppe mit schwerem Gepäck entgegen, die wohl am Gipfel, oder zumindest irgendwo auf der Wanderung, übernachtet hat. Da es auch bei uns auf 2000m schon recht frisch war, will ich mir gar nicht vorstellen, wie sehr sie gefroren haben müssen.

Wir wandern durch einige kleinere Wadis zur Kante des Grand Canyons und dann entlang der Kante langsam aufwärts Richtung Gipfel. Der Weg ist steinig und ab und zu verlieren wir die Markierungen, aber es ist nicht zu steil und wir kommen recht gut voran. Nach ca. 3 Stunden erreichen wir die Kante des Bergzugs auf ca. 2800m und ab hier geht es entlang dieser Kante. Der Weg wird von einigen recht tiefen Wadis unterbrochen, sodass wir doch noch einige Höhenmeter machen und weitere anderthalb Stunden unterwegs sind, bis wir den Gipfel erreichen. Außer der Wandergruppe, die wir am Anfang getroffen haben, begegnet uns nur noch eine weitere Gruppe, die allerdings nur bis zur beschriebenen Kante auf 2800m läuft und von dort wieder umkehrt. So können wir am Gipfel absolute Einsamkeit genießen, was in den Alpen heutzutage schon recht selten ist. Wandern scheint weder bei den Omanis, noch bei den geführten Touristentouren sehr populär zu sein. Vom Gipfel aus hat man eine sehr schöne Aussicht in ein tiefes Tal und kann entlang des Gebirgszuges bis zum Nordgipfel sehen. Wir schwenken die omanische Flagge, die wohl irgendwann mal fest am Gipfel installiert war und nicht mehr in bestem Zustand ist, genießen kurz unseren Gipfelmoment und machen uns dann wieder auf den Weg zurück.

Aussicht vom Gipfel des Jebel Shams.

Aussicht vom Gipfel des Jebel Shams.

Für den Aufstieg haben wir etwa 4,5 Stunden inklusive Pausen gebraucht und auf dem Abstieg, zu dessen Ende wir noch die Wandergruppe, die wir vorher schon getroffen haben, überholen, kommen weitere 3,5 Stunden dazu, sodass wir gegen vier Uhr ziemlich fertig wieder am Auto ankommen.

Nach einer kleinen Pause brechen wir wieder mit dem Auto auf, damit wir keine weitere Nacht frieren müssen und kehren wieder zu unserem Zeltplatz in der Nähe der Al-Hoota Cave zurück, an dem wir schon vor ein paar Tagen gezeltet haben.

Als Verdienst für unsere gestrigen Strapazen begehen wir den Sonntag so, wie es sich für gute Christen gehört und gammeln richtig schön an unserem Zeltplatz rum. Ich nutze die Zeit um einen der letzten Artikel zu schreiben und ein bisschen im Reiseführer zu lesen und Matthias arbeitet an seinen Mundharmonikaskills.

Am frühen Nachmittag haben wir unsere Akkus – also die persönlichen, nicht die unserer Ausrüstung – wieder genug aufgeladen und nehmen, nach einem Stop am Supermarkt, die Fahrt auf die Fahrt auf die andere Seite des Gebirges auf uns, die uns wieder in Meeresnähe und Richtung Maskat führt. Während der Anstieg eine der klassischen geteerten Serpentinenstraßen ist, wie man sie auch in den Alpen finden könnte und an der sich einige bleichgesichtige Mountainbiketouristen abmühen, folgt hinter dem Pass eine lange und staubige Pistenabfahrt auf einer haarsträubenden Strecke entlang steiler Abhänge mit sensationellen Aussichten in viele Wadis, die sich eng an eng durch die Berge schlängeln. Wir kommen an einem weiteren schönen Dorf, Balad Sayt, vorbei und müssen dort zwangsläufig eine Fahrpause einlegen, da wir von Baggern eingeschlossen werden, die einige Steine von der Straße räumen.

Ausblick von unserem Wartepunkt auf Balad Sayt.

Ausblick von unserem Wartepunkt auf Balad Sayt.

Eigentlich hatte ich auch geplant, von hier aus eine Wanderung auf den Bergkamm zu unternehmen, aber da wir keine gute Campingmöglichkeit sehen, entscheiden wir uns zur Weiterfahrt. Vom Bergkamm aus hätten wir außerdem per Anhalter wieder zum Dorf zurück fahren müssen, da die Strecke entlang der Straße nicht sehr schön zu wandern und außerdem viel zu weit gewesen wäre und auch das wäre möglicherweise problematisch geworden.

Nach etlichen weiteren Pistenkilometern erreichen wir wieder eine geteerte Straße und finden pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit einen hübschen Zeltplatz.

Mit der Aussicht auf eine weitere anstrengende Wanderung am Dienstag (sogar eine Zweitageswanderung, so der Plan) lassen wir es am Montag noch mal ruhig angehen und besuchen morgens das Fort von Rustaq, das quasi Regierungszentrum des Reiches war, nachdem der Herrscher seinen Bruder in Jabrin (ich erzählte davon) zu Tode belagert hatte. Nach einem kurzen Zwischenstopp an ein paar heißen Quellen (hier baden zu gehen wäre wirklich Quatsch, wo es doch eh jeden Tag 30 Grad warm ist)fahren wir ins Wadi Abiyad, das letzte Wadi unserer Reise, in das wir auf holprigen Schotterstraße hineinfahren. Nach einigen Kilometern wird das Wadi zu eng und das Wasser im Wadi zu tief (scheinbar führt dieses Wadi das ganze Jahr Wasser) um noch mit dem Auto weiterzufahren. Unser eigentliches Ziel hier im Wadi sind die „Blue Pools“, einige Becken, die durch ihren Mineralgehalt milchig-blau eingefärbt sind. Wir laufen noch ca. 20-30 Minuten in das Wadi hinein, allerdings finden wir nur einen einzigen dieser Pools:MG_8718-2Was wir allerdings auch finden (und das ist zu diesem Zeitpunkt fast wichtiger), ist ein Becken im Fluss, dessen Wasser kristallklar ist und unmissverständlich von uns bebadet werden will. Es ist schon einige Tage her, dass wir in Bahla im Hotel zuletzt eine Dusche hatten und seitdem sind wir ein paar Mal in der Mittagshitze zu Fuß unterwegs gewesen und es wird auch noch ein paar Tage dauern, bis wir wieder eine richtige Dusche bekommen und so stürzen wir uns samt Klamotten (spart das Waschen) ins Wasser und dümpeln ein wenig vor uns hin.

In unserer Nähe bereiten ein paar Omanis gerade ihr Picknick vor, sie haben ein Schaf und mehrere Fische (alles ganz) mitgebracht, die sie ausnehmen und auf den Grill legen. Nachdem wir unsere Klamotten wieder einigermaßen getrocknet haben, verlassen wir das Wadi wieder und suchen uns in der Nähe unseres Wanderstartpunkts einen Schlafplatz, der Nachmittag vergeht recht entspannt…

 

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