Unterwegs in Kathmandu

So. Es ist die Zeit gekommen, hier wieder für ein paar Neuigkeiten zu sorgen. Zunächst einmal aber: Frohes Neues! Manch einer wird bereits mitbekommen haben, dass wir wohlbehalten wieder in Deutschland angekommen sind. Nun neigt sich unsere kleine Weihnachtspause schon wieder dem Ende zu und ich habe noch immer nichts über unsere Zeit in Nepal geschrieben. Mittlerweile gibt es wenigstens schon einige Bilder in der Gallerie zu sehen (oben auf „Nepal“ klicken).

Also zurück nach Nepal:

Wir schreiben Montag, den 30. November, und wir sind gerade in Kathmandu angekommen. Da wir unser Visum schon vorher über das Generalhonorarkonsulat in Stuttgart bezogen haben, können wir die Grenzkontrolle schnell hinter uns bringen. Ich habe das Gefühl, dass wir auch ohne Visum nicht sonderlich lange gebraucht hätten, so viel ist am Flughafen nicht los. Wir müssen eine Weile auf unser Gepäck warten, aber schließlich sind beide Rucksäcke da und wir machen uns auf den Weg aus dem Flughafen. Am Eingang lauern bereits etliche Taxifahrer auf uns, die uns sehr gerne in die Stadt bringen würden. Wir gehen allerdings zuerst zum Geldautomaten und schließlich zur Filiale von NCell, um uns Simkarten für die Handys zu holen.

Anschließend verhandeln wir eine Weile mit Taxifahrern, bis wir jemanden finden, der uns für 800 Rupien (ca. 7 €) zu unserem Hostel fährt. Das kommt uns immer noch recht teuer vor und ist auch deutlich mehr, als im Reiseführer für die Fahrt angegeben wird. Zu diesem Zeitpunkt ist uns allerdings auch noch nicht bewusst, dass es zurzeit ein massives Treibstoff- und Versorgungsproblem in Nepal gibt, weswegen Benzin zu deutlich höheren Preisen auf dem Schwarzmarkt gekauft werden muss. Dazu ein kleiner Exkurs:

[spoiler show=“Warum es zurzeit in Nepal keinen Treibstoff gibt“]Zunächst einmal zur geografischen Lage Nepals: Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, dass Nepal zwischen China und Indien liegt, also nur zu diesen Beiden Ländern Grenzen hat und es auch keinen Zugang zum Meer gibt. Die Grenze zu China geht, gelinde gesagt, durch schwieriges Terrain, da ist ein recht großes Gebirge im Weg (Himalaya). Daraus folgt, dass Nepal für seine Importwege hauptsächlich auf eine Versorgung über Indien angewiesen ist und da es in Nepal keine nennenswerten Erdgas/-ölquellen gibt, wird jeglicher Brenn- und Treibstoff (Gas zum Kochen, Kerosin für Flugzeuge und Helikopter, Benzin für Busse, Taxis etc.) aus Indien importiert. Nun, ohne zu tief eintauchen zu wollen, zum eigentlichen Problem: Bis 2008 war Nepal eine Monarchie. Diese wurde von den Maoisten nach über 10 Jahren abgeschafft, was allerdings auch nicht zu einer stabileren politischen Lage geführt hat. Infolge der schweren Erdbeben im April 2015 wurde dann etwas übereilt und ohne die Bevölkerung miteinzubeziehen eine neue, unvollständige Verfassung verabschiedet. [1] Diese neue Verfassung wird von vielen kritisiert, bei der indischen Minderheit in Nepal, den Madhesi löste sie schwerwiegende Proteste aus, bei denen auch viele Demonstranten ums Leben kamen. Nun hat die Geschichte zwei Seiten: Die Inder behaupten, dass die Fahrer der Tanklaster sich aufgrund der unsicheren Lage im Grenzgebiet, in dem die Madhesi leben, nicht über die Grenze trauen und dies der Grund für die Treibstoffknappeheit sei. Die Nepalis wiederum behaupten, Indien blockiere aus Solidarität zu den Madhesi die Grenzen und weise Tanklaster zurück. [2] Wir haben auch gehört, dass die Madhesi selber die Grenzübergänge blockieren würden. Wie dem auch sei, die Blockade dauert jetzt schon über 3 Monate an, in liegt die Temperatur gerade nahe des Gefrierpunkts und viele Menschen sind infolge der Erdbeben noch immer obdachlos. Dass es in dieser Notsituation nicht möglich ist, eine schnelle Lösung des Konflikts zu erzielen und das Problem auch international so wenig Beachtung findet ist für mich ein Riesenskandal, die Menschen in Nepal haben durch das Erdbeben doch wirklich schon genug gelitten![/spoiler]
Mein Rucksack darf auf dem Dach mitfahren und nach etwa einer Viertelstunde erreichen wir das Elbrus Home, unsere Herberge für die nächsten drei Nächte. Wir werden herzlich von Khem, dem Besitzer, begrüßt und er scheint sichtlich erfreut zu sein, seine Deutschkenntnisse mal wieder unter Beweis stellen zu können. Wir gehen noch zum Abendessen nach Thamel, das ist das Touristenviertel in Kathmandu (Restaurants, Hostels und Souvenirläden) und ich esse leckere Momos (gefüllte Teigtaschen) der vegetarischen Art, während Matthias sich mit seinem halben Huhn ebenfalls zufrieden zeigt.

Am nächsten Morgen geht es kulinarisch gleich exquisit weiter, im Hostel bekommen wir Bananenporridge, zwei Eier nach Wunsch, Orangen- oder Mangosaft, schwarzen Tee und Toast mit Butter und Marmelade. Das Frühstück ist im Übernachtungspreis von ca. 9 € pro Person enthalten, da kann man sich wirklich nicht beklagen!

Einsturzgefährdeter Tempel am Durbar Square in Kathmandu.

Einsturzgefährdeter Tempel am Durbar Square in Kathmandu.

Nach dem Frühstück spazieren wir durch den Trubel in Thamel, besichtigen den Durbar Square, auf dem leider viele der Tempel im Erdbeben eingestürzt sind und machen uns schließlich auf den Weg zum Nepal Tourism Board, wo wir unsere Erlaubnisse für die Wanderung (TIMS und ACAP Permit) beantragen. Diese Permits kosten je 2000 Rupien, weswegen ich mich auf den Weg zum Geldautomaten vor der Türe mache. Leider bin ich nicht erfolgreich, dieser Automat hat kein Geld für mich. Ich frage nach einem weiteren ATM und die nette Empfangsdame schickt mich weiter die Straße herunter. Auch in einer zweiten Bank habe ich mit keiner meiner Karten Erfolg, erst bei der dritten oder vierten Bank, ich bin mittlerweile gefühlte 10 Gehminuten vom NTB entfernt, ist mir der ATM wohlgesonnen und ich kann mich mit einigen Scheinen in der Tasche wieder auf den Rückweg machen. Erfolgreich erhalten wir die Erlaubnis wandern zu gehen und schauen anschließend noch im Kino vorbei, da wir nach unserer schönen Kinoerfahrung im Oman in Nepal auch gerne einen Film sehen würden. Leider läuft der letzte Teil der Tribute von Panem doch nicht und ansonsten stehen nur Bollywoodfilme zur Auswahl, weswegen wir auf den Kinobesuch verzichten und noch mal über den Durbar Square schlendern.
Auf dem Durbar Square

Auf dem Durbar Square

Anschließend gehen wir wieder zurück zum Hostel und genießen abends noch nepalesisches Essen im „Thamel House“.

Am Mittwoch verbringen wir einen gemütlichen Morgen im Hostel (ich packe schon mal ein wenig) und spazieren anschließend zum „Affentempel“ Swayambhunath, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes im Kathmandu Tal. Tatsächlich versucht ein Affe auf der steilen Treppe hinauf zum Tempel mir die Wasserflasche zu klauen, aber er hat wohl nicht mit meiner Gegenwehr gerechnet. So leicht geht’s nicht, mein Lieber! Wir pilgern zusammen mit anderen Buddhisten um den Tempelberg und schaffen es anschließend leider nicht einen guten Preis für die Taxifahrt zum Durbar Square nach Patan (mehr Tempel) auszuhandeln, die Ausmaße des Treibstoffmangels sind uns immer noch nicht ganz klar. Also laufen wir zurück nach Thamel und finden einen Fahrradrikschafahrer, der uns für ca. 6 € (immer noch gefühlt viel zu viel) nach Patan bringt. Leider muss er am Berg am Ortsschild von Patan kapitulieren (er hat uns ja auch „bis nach Patan“ gebracht) und wir müssen noch die restlichen 1,5 km bis zum Durbar Square zu Fuß zurücklegen. Hier genießen wir den Ausblick über die Tempellandschaft aus einem Café und gucken uns anschließend den Platz noch etwas genauer an.

Durbar Square in Patan.

Durbar Square in Patan.

Wir nehmen uns vor, den Rückweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen und finden tatsächlich, nachdem wir zurück zur Hauptstraße gelaufen sind, einen Microbus, der uns in Richtung Thamel mitnimmt. Kostenpunkt: 20 Rupien pro Person, also ca. 20 Cent. Eine freundliche Mitfahrerin weist uns auf den richtigen Stop hin und schon wenige Minuten später sind wir wieder am Hostel, wo wir den restlichen Tag entspannt mit packen und dem Abendessen verbringen. Am nächsten Morgen müssen wir schon um 05:45 Uhr aufstehen, um mit dem Taxi zum Busbahnhof zu fahren, was uns tatsächlich auch gelingt. Der Taxifahrer geleitet uns noch zum richtigen Ticketstand und dort treffen wir auf Chris, einen Australier, und Martin, einen deutschen Lehrer im Sabbatical, die wie wir auch den Annapurna-Circuit laufen möchten. Somit beginnt unser Ausflug ins Himalaya, über den ich im nächsten Artikel berichten werde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.