Die letzten Tage

Oder: Wie man wirklich Urlaub macht. Immer dieses anstrengende Rumgereise, jeden Tag ein neuer Ort, jeden Tag neue Eindrücke … kann das wirklich so weitergehen? Ist es nicht der klassische Strand- und Badeurlaub, am besten im All-Inclusive Resort, in dem wir wirklich zu uns finden und uns entspannen können?

Als großer Fan von Pauschalurlauben ist die Antwort auf diese Fragen für mich natürlich klar, aber eins nach dem anderen, bevor ich ins philosophieren gerate. Ich müsste mit meinen Artikeln zwar noch eine knappe Woche im Oman abdecken, was bei 2-3 Tagen pro Artikel noch mal 2-3 Artikel gäbe, aber wir haben viel Zeit seit dem in Bussen, Taxis und dem Flugzeug verbracht, weswegen ich ein bisschen zusammenkondensieren werde, sodass dies der letzte Artikel über den Oman wird.

Wie schon erwähnt hatten wir für Dienstag und Mittwoch eine Zweitageswanderung geplant. Von einem Bergdorf, Wakan, auf ca. 1500m, wollten wir auf das Saiq-Plateau (siehe entsprechender Artikel) aufsteigen (auf ca. 2300m) und dort kurz vor dem Abstieg in ein anderes Dorf, Hadash, übernachten um am Mittwoch nach Hadash und von dort entlang des Hangs wieder nach Wakan zurückzuwandern. Für den Teil von Wakan über das Plateau nach Hadash war eine Wanderzeit von 5-7 Stunden angegeben, zurück nach Wakan sollte es weitere 2,5-3 Stunden dauern. 10 Stunden sind zu viel für einen Tag, also haben wir die Strecke aufgeteilt, wie es auch von der Routenbeschreibung empfohlen wurde.

Wir starten also Dienstag früh gegen 9 Uhr, Matthias mit Daypack (und auch immerhin zwei großen Wasserflaschen), ich mit vollem Gepäck: Zelt, Schlafsäcke, Kocher … was man eben so benötigt. Vom Parkplatz unterhalb des Dorfes steigt man einige Meter auf einer schönen Pflasterstraße durch das Dorf und dann sehr viel länger durch die Gärten und Plantagen des Dorfes nach oben. Dieser komfortable Weg endet dort, wo der Falaj aus dem Berg kommt und hab hier wird es recht felsig und steil. Laut Beschreibung der Wanderung gibt es zwei Stellen, die sehr exponiert sind und für ungeübte Wanderer wird empfohlen, ein Seil mitzunehmen…

Tatsächlich ist die Wanderung sehr anspruchsvoll, aber das mit dem Seil halte ich schon für ein bisschen übertrieben. Wie dem auch sei, wir kommen gut voran und erreichen schon nach nach 3 Stunden den Rand des Talkessels, in dem wir gestartet sind. Eine weitere recht entspannte Stunden später stehen wir etwas fassungslos vor dem, von der Wanderbeschreibung empfohlenen, Zeltplatz kurz bevor es wieder steil nach Hadash heruntergeht. Wir entschließen uns schulterzuckend die Wanderung an einem Tag durchzuziehen und legen noch eine gemütliche Mittagspause am Kesselrand ein. Der Abstieg ist wie gesagt wieder sehr steil und es gibt auch einige exponierte Stellen, aber wir meistern alles mit Bravour und meine Zuversicht bezüglich der Wanderung in Nepal steigt. Viel schwieriger (technisch) wird der Weg dort auf keinen Fall, es geht also eher darum, ob wir mit der Höhe fertig werden.

Gegen drei, halb vier, sind wir in Hadash und haben unterwegs schon realisiert, dass es vermutlich etwas schwierig wird per Anhalter nach Wakan zu fahren (was wir zwischendurch überlegt haben), da hier einfach keine Autos mehr unterwegs sind. Nach ein bisschen Gesuche finden wir den Anschlusswanderweg Richtung Wakan, der leider nicht, wie ich gehofft hatte, auf einer Höhe entlang der Kesselwand führt, sondern noch zwei bis drei Mal 200 Höhenmeter An- und Abstieg enthält, alles sehr steil und sehr exponiert. Hier kommt Matthias dann doch noch fast an seine Grenzen und auch ich bin sehr froh, als wir endlich in Al Qawrah, einem kleinen Dorf unterhalb von Wakan, ankommen. Ab hier können wir wieder auf der Piste wandern und nach einer weiteren halben Stunde sind wir wieder am Auto. Insgesamt sind wir etwa 8 Stunden unterwegs, laut Beschreibung waren für diese Tour 9,5 bis 13 Stunden angegeben. Hätten wir das gewusst, hätte ich nicht 16 kg Gepäck mit mir rumschleppen müssen und wir wären vielleicht noch ein bisschen schneller wieder zurück gewesen. Die Wanderung bot und spektakuläre Ausblicke über den Talkessel und auch die Wege durch die Gärten und die Dörfer waren noch einmal sehr schön. Gefühlt haben wir an diesem Punkt unser „Programm“ für den Oman abgearbeitet und übernachten wieder in der Nähe des Zeltplatzes der letzten Nacht.

Mittwoch morgen machen wir nur noch einen kurzen Stop an den heißen Quellen von Nakhl und spazieren durchs örtliche Fort (das letzte Fort der Reise!), bevor wir nach Ras al Sawadi fahren und uns für umgerechnet 7,50 € pro Person den Tageseintritt zum Pool- und Strandbereich des Resorts erkaufen. Den Rest des Tages fläzen wir uns am Pool, gehen kurz im Meer baden und freuen uns wenigstens mal wieder unter klarem Wasser, wenn auch ohne Shampoo, am Pool duschen zu können.

Donnerstag früh, nach einer letzten Nacht am Strand, brechen wir gegen 9 Uhr zu einem Schnorcheltrip auf die Daymaniyatinseln auf. Mit 400 PS brettern wir wortwörtlich eine halbe Stunde übers Meer, bis wir bei den Inseln ankommen und während die vier anderen Teilnehmer zusammen mit dem Guide zwei Tauchgänge absolvieren, haben Matthias und ich die Möglichkeit, das marine Leben rund um die Inseln mit Schnorcheln zu erkunden. Das Highlight sind zwei Schildkröten, die wir schon gleich zu Beginn sehen, ansonsten gibt es natürlich viele Korallen und bunte Fische in allen Farben zu sehen. Durch die schaukelige Bootsfahrt und das viele Salzwasser bin ich nachmitags dann wieder recht platt und wir sortieren noch entspannt auf dem Parkplatz vor dem Resort unsere Sachen und verpacken sie wieder in den Rucksäcken um am nächsten Morgen zügig das Auto abgeben zu können. Abends gibt es ein leckeres Burgermenü im Hungry Bunny (I`m so hungry!), einer kuwaitischen Fastfoodkette (warum auch immer), die Matthias schon auf der Busfart nach Maskat vor einem knappen Monat aufgefallen war (Fazit: Austauschbar). Obwohl wir langsam wieder in die besiedelten Gebiete des Landes zurückkommen finden wir für die Nacht eins der stillsten und entlegensten Örtchen der ganzen Reise um unser Zelt aufzuschlagen.

Freitag Morgen verbringen wir im Wesentlchen in der Waschstrasse, wo wir dabei zusehen, wie unser treuer Freund, der Toyota Fortuner, wieder auf Hochglanz poliert wird. Anschließend bringen wir das Auto zurück zu unserem Vermieter, Alwantours, und werden freundlicherweise von Mohammed, unserer Kontaktperson, nach Ruwi zum Busterminal gefahren. Auf dem Weg zu Alwantours waren wir schon an einem großen Busdepot vorbeigekommen, an dem „Mwasalat“ stand, was mich etwas verwirrt hat, da ich dachte, dass „ONTC – Oman National Transport Co.“, das einzige große Busunternehmen im Oman sei. Es stellt sich heraus: Anlässlich des 45. Nationalfeiertags, der am 18. November war, wurde das staatliche Busunternehmen komplettüberholt. In Muskat gibt es jetzt 40 neue, rote Nahverkehrsbusse, weitere zehn neue Busse fahren Überlandstrecken und es sollen noch 100 neue Busse folgen. Das Unternehmen wurde, wie gesagt, umbenannt, es gibt jetzt Bushaltestellen die durchnummeriert sind und einen Namen haben und sogar einen zugehörigen Busfahrplan für Maskat, weitere Linien sollen nächstes Jahr eröffnet werden. Ich bin ein bisschen verwundert, scheint mir der Wechsel doch von einem Tag auf den anderen vonstatten gegangen zu sein.

Wir warten noch ein paar Stunden auf unseren Bus nach Buraimi, fahren ein paar Stunden in besagtem Bus Richtung Grenze zu Abu Dhabi, finden zunächst unser Hotel nicht, da es bei Google Maps an einer völlig falschen Adresse eingetragen ist und nehmen dann letztendlich doch ein Taxi zum Hotel. Abends gehen wir in ein sehr leckeres türkisches Restaurant.

Samstag ist wieder absoluter Gammeltag. Einer der letzten Artikel entsteht, nachmittags machen wir einen kleinen Spaziergang der uns letztendlich zu einem Restaurant im Buraimi-Hotel führt und auf der Rückfahrt haben wir einen sehr entspannten alten Taxifahrer. Außer uns sitzt schon jemand im Taxi und auf die Frage, ob er uns zu unserem Hotel bringen kann antwortet er nur „Inschallah“, so Gott will, und fährt uns dann, teils singend,  teils sich über hupende Autos aufregend durch die Gegend. Letztendlich findet er auch unser Hotel, nachdem der andere Fahrgast schon eine Weile vorher ausgestiegen ist, und freut sich darüber, dass er uns 200 Baiza von unserem einen Rial zurückgibt (für die Taxifahrten innerhalb von Buraimi haben wir damit alles zwischen 600 Baiza und einem Rial (1000 Baiza) mal gezahlt.

Sonntag früh suchen wir uns mit Sack und Pack beladen einen Taxifahrer, der uns zum 40 km außerhalb der Stadt gelegenen omanischen Grenzposten bringt (wer denkt sich eigentlich sowas aus?), wo wir unseren Ausreisestempel bekommen, um uns dann zurück in die Stadt zur emiratischen Grenzkontrolle zu fahren. Man scheint uns das ausgebliebene Frühstück anzusehen, auf jeden Fall hält er zwischendurch an einem Coffee Shop und wir bekommen jeder einen Tee und einen mit Käse gefüllten Pfannkuchen. Fast wie im Flugzeug dieser Taxiservice. An der Grenze werden mein Gepäck und ich recht motiviert untersucht, bei Matthias scheint die Motivation des Grenzbeamten dann schon wieder erschöpft zu sein und nach einigen Minuten finden wir einen Taxifahrer (er ist lustigerweise Nepalese und kommt aus Pokhara), der uns zum Busbahnhof in Al-Ain bringt, von wo wir den Bus zurück nach Abu Dhabi nehmen.

In Abu Dhabi folgt eine weitere (kostenlose) Busfahrt zum Hotel, so gediegen wie hier werden wir auf der ganzen Reise nicht mehr wohnen. Ist aber auch völlig unnötig, denn hier in Kathmandu haben wir eigentlich das gleiche (weiche Betten, Bad für uns, kostenloses Wifi) und bezahlen bloß 1/10 des Preises.

Montag lässt sich auch wieder als Kombination aus Taxifahrt-Flug-Taxifahrt zusammenfassen, wobei die Taxifahrten nicht unterschiedlicher sein könnten (Emirate: klimatisiert, modern. Nepal: suizidaler Taxifahrer im Feierabendverkehrschaos, mein Rucksack ist auf dem Dach festgeschnürt, weil das Auto zu klein ist).

 

Wir sind jetzt also in Nepal, Kathmandu ist hektisch, laut und stickig, aber nicht so schlimm wie erwartet. Hiermit ist der Blog auch wieder aktuell (wenn auch etwas erzwungen). Ich weiß nicht, wie ich in nächster Zeit noch dazu komme, Artikel zu schreiben, wenn wir rund um den Annapurna unterwegs sind. Außerdem sind Wandertage auch nicht immer ereignisreich, weswegen ich die Wanderung vermutlich eher an Weihnachten noch mal in einem Artikel zusammenfassen werde. Ich habe vor ein paar Tagen noch einige Bilder aus dem Oman hochgeladen (eine Galerie findet man, wenn man oben auf der Seite auf „Oman“ klickt), es fehlen nur die Bilder vom Schnorcheln und einige von der Handykamera.

 

Also: Bis bald, ich melde mich hier irgendwann wieder.

Ein Kommentar zu “Die letzten Tage

  1. Stefan

    Hallo ihr Beiden,

    Ich wollte dir, Fabi, nur sagen, dass es wirklich toll ist, immer mal wieder was von euch zu lesen und Bilder zu sehen! … und, dass der Blog in der Eggerstraße eifrig gelesen wird!

    Ich freu mich schon auf die Bilder aus Nepal! 🙂

    Also immer weiter fleißig Bilder und Berichte posten!

    Liebe Grüße aus Konstanz!

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